Postmoderne Abenteurer

Wir alle kennen die großen Entdecker und Abenteurer vergangener Jahrhunderte: der legendenumrankte Marco Polo, der berühmte Christoforo Colombo, den portugiesischen Nationalhelden Vasco da Gama, oder Amerigo Vespucci, den (oft verkannten) Namensgeber Amerikas.

Amerigo Vespucci

Amerigo Verspucci und seine Entdeckung: Amerika.

Ihre Leben sind Stoff für große Geschichten, nicht selten filmreif bzw. von ambitionierten Chronisten filmreif gemacht. Aber häufig haben sie der Nachwelt auch einen handfesten Dienst erwiesen: Dem Entdeckergeist Ferdinand Magellans zum Beispiel ist es zu verdanken, dass nachfolgende Seefahrer auf relativ gesicherter Route nach Asien reisen konnten. Oder Alexander von Humboldt: Der Bruder des großen Universitätsreformers dokumentierte in preussischer Gründlichkeit die Eigenarten und Seltsamkeiten der Neuen Welt für heimische Gelehrte, die wiederum wertvolle Erkenntnisse für ihre Fachgebiete daraus gewannen.

Aber solche Menschen gibt es nicht nur in der Vergangenheit. Auch heute noch bereisen viele Abenteurer die wilden Gestade dieser Erde. Sie haben dabei nicht mehr die lustigen Frisuren ihrer Vorfahren im Geiste, teilen mit jenen allerdings die Liebe zum Abenteuer und den Drang nach neuen Entdeckungen.

Jedes Jahr im Dezember kührt National Geographic deshalb den “Abenteurer des Jahres” und stellt in diesem Rahmen eine ganze Reihe von herausragenden Persönlichkeiten vor. Auf The Art of Manliness schreibt Brian Schatz über fünf von ihnen.

Zum Beispiel Ed Stafford (Klick), der den ganzen Amazonas zu Fuß entlang spaziert ist und sich dabei täglich Parasiten, Insekten und anderes Zeug aus unterschiedlichen Körperöffnungen knibbeln musste. Die rund 4.000 Meilen waren für Stafford dabei eine Art Protestmarsch gegen die Brandrodung und den zerstörerischen Zugriff auf die Urwälder in dieser Region.

Jessica Watson (Klick) dagegen kennt man auch aus der hiesigen Presse. Die jüngste Weltumseglerin der Geschichte hat mit 16 Jahren in nur 210 Tagen ganz alleine und ohne fremde Hilfe rund 21.600 Seemeilen zurück gelegt. Dabei hat sie sich weder vom Wetter noch von ängstlichen Stimmen aus dem Boulevard zurückhalten lassen.

Ähnlich Beeindruckendes hat auch Eric Larson (Klick) geleistet, der in einem einzigen Jahr zum Südpol, zum Nordpol und zur Spitze des Mount Everest vorgedrungen ist. Das Ganze bei Temperaturen von bis zu 50 Grad unter Null, mit Schlittenhunden, Steigeisen, Gletscherspalten und allem, was sonst noch dazu gehört. Während seiner Reise hat er einen Dokumentarfilm gedreht, um der wissenschaftlichen Erforschung dieser Gebiete einen Dienst zu erweisen. Dass Larson nicht auch noch ein Buch über den Yeti geschrieben hat, ist ihm mindestens genau so hoch anzurechnen.

Eher skurril, aber dennoch bewundernswert ist die Reise von David de Rothschild (Klick), der auf einem Katamaran aus Recycleplastik über den Pazifik geschippert ist. Solarbetriebene Elektrik inklusive. Rothschild segelte knapp 10.000 Meilen und stellte dabei ein paar ökologische Messungen an, die er einigen Meeresbiologen zur verfügung stellte. Unter anderem wollte er die im Pazifik schwimmende Müllinsel genauer untersuchen, und durch seinen öffentlichkeitswirksamen Trip diese Verschmutzung des Weltmeeres stärker in den Fokus der Medien rücken.

In kleinerem, aber nicht mindere gefährlichen Maßstab beeindruckt uns Andrew Skurka (Klick). Seine Alaska-Yukon-Expedition führte ihn durch zahlreiche Flüße, Landschaften und Berge Alaskas und Kanadas. Das alles bei streckenweise arktischen Tenmperaturen und abseits bekannter Wege. Skurka hatte dabei allerdings ganz egoistische Motive, die man in anderer Form sicherlich bei jedem echten Entdecker findet: Er wollte einfach nur ein großes Abenteuer erleben.

Es gibt sie also noch, die großen Expediteure und Entdecker dieser Welt. Aber heutzutage lesen wir nicht mehr in verstaubten Büchern von ihnen, sondern auf News-Plattformen, bei Twitter oder in den Blogs. Es ist trotzdem spannend. Und mit Fotos.